Foto: Guy Swarbrick Nach einem mit vielen Wettkämpfen gespickten Winter rückte das grosse Ziel, die diesjährigen Bahnweltmeisterschaften, welche in Hong Kong stattfanden, immer näher. Meine individuelle Vorbereitung für diesen „Key-Event“ lief dieses Jahr praktisch perfekt. Mit einigen Sechstagerennen, welche ich allesamt zusammen mit meinem Partner Tristan Marguet bestritt, befand ich mich den ganzen Winter auf einem sportlich sehr hohen Niveau. Dass Tristan und ich auch als Madison-Paar weiterhin gereift sind, bestätigten wir sicher mit einem tollen Podiumsplatz beim Sechstagerennen in Amsterdam, wo wir die verbündeten einheimischen niederländischen Mannschaften bis zuletzt dominieren konnten. Nun aber zurück zu meiner WM-Vorbereitung. Diese begann für mich nach einer kurzen Pause nach dem Berliner Sechstagerennen auf der Sonneninsel Mallorca. Unter besten Bedingungen konnte ich dort 10 Tage lang eine sehr qualitative Basis schaffen. Weiter ging es dann eine Woche später wiederum auf Mallorca mit dem grossen Finale der Six Days Series in der Palma Arena, wo Tristan und ich uns den guten sechsten Rang sichern konnten. Foto: Drew Kaplan Den absoluten Feinschliff für die Weltmeisterschaften holten wir uns dann in einem dreiwöchigen Trainingslager in Grenchen und Magglingen, wo das ganze selektionierte Schweizer Team anwesend war. Das Hauptziel, welches für die WM von den beiden Nationaltrainer Daniel Gisiger und Ross Machejefski vorgegeben wurde, war ganz klar die Mannschaftsverfolgung. Nachdem ich im vergangenen Jahr die Nicht-Selektion für die Olympischen Spiele in Rio zu verdauen hatte, war ich nun richtig heiss darauf, mir auch im Vierer wieder einen fixen Platz im Team zu sichern und vor allem zeigen zu können, dass ich auch in dieser Disziplin über die nötigen Qualitäten verfüge. Dieses Vorhaben gelang mir dann auch gleich schon zu Beginn unseres Vorbereitungscamps, was mir natürlich sehr viel Moral für die vielen Trainingseinheiten verleihte. Neben dem aufwendigen Training für die Kerndisziplin Mannschaftsverfolgung, versuchte ich mich gleichzeitig auch bestmöglich auf die anderen Disziplinen Punktefahren und Madison, welche ich an der WM auch bestritt, vorzubereiten. Es war jedoch nicht immer ganz einfach, alles unter einen Hut zu bringen, damit die nötige Regeneration stehts gewährleistet war. Dank spezifischen Einheiten hinter dem Motorrad durch das Berner Seeland mit einem meiner Hauptsponsoren, Jean-Marc Sautebin, konnte ich mir sicherlich für die Disziplin Punktefahren eine sehr gute Tempofestigkeit antrainieren. Vielen Dank Jean-Marc für die vielen Stunden, welche Du für mich auf deinem 125er-Roller mit einer ruhigen Hand am Gas absolviert hast. Sehr zuversichtlich und top motiviert flog ich dann zusammen mit meinen Nationalmannschaftskollegen am 7. April nach Hong Kong. Nach einer guten Reise und einer schnellen Akklimatisation an die dortigen Witterungsbedingungen (heiss und sehr feucht), freuten wir uns alle auf unsere ersten Trainingseinheiten im Hongkonger Velodrome. Nach einem perfekten Abschlusstraining waren wir dann am 12. April perfekt für den ersten Wettkampftag gerüstet. Im Qualifikationslauf der Mannschaftsverfolgung über 4000m konnte sich das Schweizer Team mit Beer, Imhof, Pasche und Thièry mit einer Zeit von 4min00sek den achten Platz sichern. Somit waren wir für die sogenannte „First Round“, dem zweiten zu absolvierenden Durchgang, welche einige Stunden später ausgetragen wurde, qualifiziert. In diesem zweiten Lauf wurde in unserem Team unser Startmann Olivier Beer durch Loïc Perizzolo ersetzt, ansonsten nahmen wir keine weiteren Veränderungen im gut harmonierenden Vierer vor. Mit einem fast identischen Lauf und wiederum einer Zeit von 4min00sek, konnten wir uns zum Schluss sogar noch auf den ausgezeichneten sechsten Rang, von insgesamt 19 gestarteten Mannschaften, vorkämpfen. Mit dieser Leistung dürfen wir sehr zufrieden sein und mir persönlich machte es nebst den üblichen Anspannungen vor solch wichtigen Wettkämpfen extrem Spass, dass ich mit meinen langen Führungen eine Schlüsselrolle im Team übernehmen konnte. Ich freue mich schon jetzt auf meinen nächsten Vierer-Einsatz. Fotos: Guy Swarbrick Mein zweiter Einsatz an der WM erfolgte dann am dritten Wettkampftag, dem 14. April. Für das Punktefahren über 40 lange Kilometer hatte ich mir einiges vorgenommen, denn in der Vergangenheit konnte ich in dieser Disziplin immer sehr gute Leistungen abliefern. Das Tempo war vom allerersten Meter an immer sehr hoch. Eigentlich gar nicht aussergewöhnlich für ein WM-Rennen, wenn die besten Punktefahrer der Welt aufeinandertreffen. Ich versuchte aktiv, aber dennoch so kräftesparend wie möglich, in das Geschehen einzugreifen. Mit einigen Ausreissversuchen probierte ich mich immer wieder mit anderen Fahrern für einen möglichen Rundengewinn, welcher einem 20 Punkte auf das Konto bringen würde, vom Felde abzusetzen. In einem sehr ausgeglichenen Fahrerfeld war die Konstellation der Ausreissergruppen leider nicht immer ganz optimal. Man kann sagen, dass vielleicht das nötige Rennglück für einen absoluten Exploit ein wenig gefehlt hatte, denn physisch fühlte ich mich nach einer wirklich guten Vorbereitungsphase bereit. Immerhin konnte ich mir zwischendurch in den Wertungssprints immer wieder ein paar Punkte sichern, sodass ich mich zum Schluss dennoch über einen guten 8. Rang in einem extrem schweren WM-Punktefahren freuen durfte. Fotos: Guy Swarbrick Am 15. April, dem letzten Wettkampftag in Hong Kong, bestritt ich dann zusammen mit meinem Standardpartner Tristan Marguet auch noch das Madisonrennen, welches über 50km, was insgesamt 200 Bahnrunden entsprach, führte. Schon wenn man vor dem Rennen die Startliste betrachtete, wusste man, dass es ein reiner Kampf ums Überleben werden würde. Dementsprechend heftig war dann auch das angeschlagene Tempo in der ersten Hälfte des Rennens. Mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von fast 60km/h ja schon fast rekordverdächtig, sodass einige nicht unbekannte Mannschaften schon früh das Handtuch werfen mussten. Tristan und ich konnten uns in diesem hochkarätigen Feld gut behaupten und uns immer wieder einige Punkte in den Wertungssprints erkämpfen. Für Rundengewinne war das Rennen jedoch einfach zu schnell, sodass dieses Unterfangen keiner einzigen Mannschaft gelang und somit das Rennen nur mit Punktezählern aus den Wertungssprints entschieden wurde. Mit einer sehr beherzten Schlussphase konnten sich Tristan und ich uns im allerletzten Sprint den tollen fünften Schlussrang sichern. Somit konnten wir unsere tolle Wintersaison, welche wir zusammen im Rahmen aller Sechstagerennen bestritten haben, mit einer Top-Rangierung an den Weltmeisterschaften sicherlich bestätigen und unterstreichen. Auf jeden Fall freuen wir uns auf eine weitere gemeinsame Zukunft und bleiben sicher hungrig für mehr. Fotos: Guy Swarbrick Persönlich darf ich mit der diesjährigen Bahn-WM sicher sehr zufrieden sein. Leider hat es mit einer Podiumsrangierung, von welcher sicherlich jeder Spitzenathlet träumt, nicht ganz geklappt. Ich darf jedoch sehr stolz sein, dass ich in allen Wettkämpfen, welche ich bestritten habe, eine Leistung auf absolutem Weltniveau abliefern konnte und somit auch meine Konstanz unter Beweis stellen konnte. Auch die Regeneration funktionierte zwischen den vielen Wettkämpfen, welche ich in Hong Kong bestritt, sehr gut. Da darf ich sicherlich unserem Physio Dan Poeschick für die super Betreuung, wie auch meinem Sportnutrition Parnter Winforce für die Versorgung von besten Regenerationsprodukten, ein grosses Dankeschön aussprechen. Auch dem Trainerstab Gisiger/Machejefski, dem Mechaniker Kilian Oertli, wie auch dem weiteren Schweizer Staff um Thomas Peter und Thomas Maier möchte ich vielmals danken, dass sie wirklich alles in Bewegung gesetzt haben, um uns Athleten optimale Bedingungen zu bieten. Sehr geschätzt habe ich auch das improvisierte Eisbad, welches mir jeweils nach den Einsätzen im heissen Velodrome zur Verfügung stand. Es hat wirklich Spass gemacht mit der SwissCyclingFamily! Motif: Happy SwissCyclingFamily / Foto: Selina Kuepfer Sehr gefreut hat mich auch der Besuch meiner Freundin in Hong Kong, welche mich bei den Wettkämpfen direkt am Bahnrand unterstützt hat! Nicht vergessen will ich auch meine persönlichen Sponsoren. Denn ohne diese wäre es mir niemals möglich, mein Hobby und meine Passion als Beruf ausüben zu können und Wettkämpfe auf höchsten Weltniveau zu bestreiten. Vielen Dank Euch allen!!!
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