Glücklich und zufrieden nach einem super Verfolgungslauf und dem Einzug ins grosse Finale. Foto: Mindazzione Traditionsgemäss fanden auch im diesen Jahr Ende September im Velodrome des Centre Mondial du Cyclisme in Aigle VD wieder die "3 Jours d'Aigle", wie auch die Schweizermeisterschaften im Madison statt. Nachdem ich in den vergangenen Wochen nicht ganz so viele Wettkämpfe wie auch schon bestritten hatte, war dieses UCI-Meeting der ersten Kategorie natürlich wie geschaffen für mich, um in Hinsicht auf die in zwei Wochen stattfindenden Bahn-Europameisterschaften in Paris meinen Körper wieder so richtig in Rennmodus zu hieven und wichtige Rennerfahrungen und -kilometer zu sammeln. Am ersten Rennabend lief es mir noch nicht ganz so gut wie gewünscht oder erhofft. Im von der UCI komplett neu gestalteten Omnium (Mehrkampf), welches neu nur noch über vier, anstatt wie zuvor über sechs Disziplinen ausgetragen wurde, ging ich in der ersten Disziplin, einem Scratch-Rennen über 10km, vielleicht etwas zu forsch an die Sache. Nach einigen Ausreissversuchen - welche leider alle erfolglos blieben - und einer sehr offensiven Fahrweise, grub ich mir gleich selbst mein Grab und erholte mich für den Rest des Abends nicht mehr komplett. Dementsprechend zu beissen hatte ich in den darauf folgenden, ultraschnell ausgetragenen Rennen. Mit dem 12. Schlussrang konnte ich dann rangmässig auch nicht ganz zufrieden sein. Ich wusste jedoch, dass der gesetzte Reiz sicher nicht schlecht war und ich im Grossen und Ganzen sehr beherzte Rennen zeigte. Der zweite Rennabend ging gleich mit der Qualifikation der 4000m-Einzelverfolgung los. Nach einem sehr guten Start konnte ich meinem direkten Widersacher, dem Italiener Michele Scartezzini, Runde um Runde einige Meter abnehmen und wusste somit, dass ich exzellent im Fahrplan war. Ohne am Schluss einzubrechen konnte ich meine angeschlagene Pace durchziehen und überquerte die Ziellinie mit einer Zeit von 4min24sek und konnte somit auch gleich noch ein neuer persönlicher Rekord verbuchen. Mit dieser Leistung schaffte ich den Einzug ins grosse Finale am Tag darauf. Kurz nach der Einzelverfolgung startete ich auch noch im Scratch-Rennen über 15km. Mit einem angestrebten Rundengewinn wurde leider nichts. Somit hielt ich mich anschliessend im Massensprint zurück und klassierte mich auf dem 15. Rang. Im abschliessenden Punktefahren über 30km, übrigens eine meiner Lieblingsdisziplinen, wollte ich mich zum Abschluss des Rennabends nochmals von meiner besten Seite zeigen. Sehr offensiv fahrend konnte ich bereits bis Rennhälfte zwei Rundengewinne vollziehen und befand mich somit auf Podestkurs. Als der dritte Versuch, eine weitere Runde zu gewinnen, jedoch misslang, konnte ich einem weiteren Konterangriff von meinen direkten Kontrahenten in diesem Moment leider nicht folgen und fiel somit aus der Entscheidung. Ein fünfter Schlussrang war jedoch auch sehr zufriedenstellend. Vor allem merkte ich, dass meine Beine gut drehten und ich wieder einen gewissen "Drive" aufbauen konnte. Am Finaltag des Dreitagerennens von Aigle stand für mich mit dem grossen Finale in der Einzelverfolgung, welches ich gegen den Briten Mark Steward bestritt, lediglich ein einziger Wettkampf auf dem Programm. Nachdem ich am Tag zuvor eine sehr gute Leistung bot und dem Briten in der Qualifikation fast zwei Sekunden abnahm, hatte ich natürlich beste Karten auf einen angepeilten Sieg. Ich war jedoch auch dementsprechend nervös. ![]() Sehr entschlossen gingen wir beide gegenüber startend ins Rennen über diese sehr schmerzhaften 4000 Meter. Es sollte ein spannender Fight werden, denn ich sah im Blickwinkel stetig, dass mein Konkurrent immer ziemlich genau vis-à-vis unterwegs war. Leider hatte ich nicht ganz die gleich starken Beine wie noch am Vortag und ich verlor auf den letzten fünf Runden etwas an Boden und musste mich schlussendlich von Mark Steward, welcher mit 4min25sek eine persönliche Bestzeit aufstellte, geschlagen geben. Trotzdem freuten wir uns beide nach dem Rennen gemeinsam über unseren harten Kampf. Gestern Sonntag fanden dann nach einer nicht all zu langen Erholungsphase um 12:00 Uhr bereits die Schweizermeisterschaften in der Disziplin Madison über insgesamt 40km auf dem Programm. Leider konnte ich nicht wie geplant mit meinem Partner Tristan Marguet auf Titeljagd gehen, da dieser am Freitag im Rahmen des 3 Jours d'Aigle leider sehr heftig stürzte und somit Fortfait erklären musste. Für uns war diese Situation natürlich erst einmal sehr enttäuschend, denn wir freuten uns beide schon sehr lange auf dieses Rennen. Damit ich dann trotz des Ausfalls meines Partners Tristan doch noch an den Meisterschaften teilnehmen und somit wichtige Rennkilometer sammeln konnte, sprang kurzerhand der Junior Antoine Aebi aus der Romandie ein. Obwohl wir uns vorher nicht wirklich kannten, geschweige denn miteinander ein Madisonrennen bestritten, konnten wir uns mit dem vierten Schlussrang ein gutes Resultat erkämpfen. Bravo Antoine für deine tolle Leistung! Für mich waren es jedoch sehr gemischte Gefühle. Einerseits konnte ich mit meiner Leistung sehr zufrieden sein, andererseits hoffte ich auch während des Rennens immer wieder, dass Tristan schnell wieder auf die Beine kommen wird, denn wir haben diesen Winter noch einige grosse Rennen auf dem Rennkalender, welche wir zusammen möglichst erfolgreich unter die Räder nehmen wollen. Heute Morgen kam dann zum Glück die ersehnte Entwarnung. Nach einem ärztlichen Untersuch in Magglingen konnten zumindest Knochenbrüche oder andere schwere Verletzungen ausgeschlossen werden. Auf jeden Fall wünsche ich Tristan eine schnelle Genesung und dass er trotz seinen vielen Prellungen möglichst bald wieder im Sattel sitzen kann und wir unsere gemeinsamen Ziele verfolgen können. Ab Mittwoch werde ich dann in Grenchen und Magglingen im Rahmen eines Spitzensport-WKs der Schweizer Armee zusammen mit meinen Kollegen der Nationalmannschaft die unmittelbare Vorbereitung für die anstehenden Europameisterschaften in Angriff nehmen. Links zusammen mit den Junior Antoine Aebi, mit welchem ich kurzerhand die Schweizermeisterschaften im Madison bestritt, rechts der gestürzte Tristan Marguet, welcher hoffentlich bald wieder fit sein wird. Ein herzliches Dankeschön auch noch meinem Mechaniker und Betreuer Matthias Minder für die tolle Versorgung während den vergangenen vier Tagen! |
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Oktober 2018
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