![]() Ein sehr anstrengender Rennabend erwartete mich gestern im Rahmen der Dienstagabendrennen auf der Offenen Rennbahn in Zürich-Oerlikon. Glücklicherweise herrschten gestern Abend - im Vergleich zu vergangener Woche, als man sich mit heissem Tee zwischen den einzelnen Rennen immer wieder aufwärmen musste - angenehm milde Temperaturen. Die fast schon sommerlichen Bedingungen zogen nicht nur viele Rennfahrer an, es herrschte auch ein reger Zuschaueraufmarsch, was uns Athleten natürlich noch zusätzlich motivierte. Der Rennabend wurde mit einem Ausscheidungsfahren, welches sehr hektisch - aus meiner Sicht zum Teil auch etwas zu risikoreich - ausgefahren wurde, eingeläutet. In einer meiner Lieblingsdisziplinen war ich lange sehr gut im Rennen. Nach einer kurzen Unaufmerksamkeit, was im Ausscheidungsfahren nun mal nicht sehr förderlich ist, begab ich mich ungewollt in eine Position, aus der ich mich nicht mehr retten konnte und schied leider früher aus, als ich es mir gewünscht habe. Radrennsport ist jedoch kein Wunschkonzert und aus Fehlern lernt man ja bekanntlich... Kurz durchgeatmet, die Übersetzung gewechselt und schon wieder an den Start des nächsten Rennens. Wenn die Zweitaktmotoren laut heulen, dann weiss man als Kenner der Szene, dass es ist wieder Zeit für den hartumkämpften Wullschleger-Derny-Cup ist. Wie schon in den vergangenen zwei Saisons ging ich zusammen mit Schrittmacher Jean-Marc Sautebin an den Start. Das Derny-Rennen, welches in zwei Läufen à je 15 Kilometer inklusive Zwischenwertungen ausgetragen wird, ist jedes Mal eine extrem harte Sache. Der zum Teil böige Wind machte es gestern den Renngespannen sicher auch nicht einfacher. Vom ersten Meter an wurde in beiden Läufen mit ziemlich offenem Gashahn gefahren. Nach einem regelrechten Abnützungskampf musste ich mich in der Endabrechnung leider einem entfesselten Jan André Freuler den Vortritt lassen und klassierte mich auf dem guten zweiten Rang. Vielen Dank meinem Schrittmacher Jean-Marc für das Pilotieren. Fotos: CuPNet.ch / Peter Mettler und bikefreaks.ch / Mäke Meier Im Scratch-Rennen über 18 Runden war ich einmal mehr - wie es von mir bekannt ist - der Animator des Rennens. Nachdem in den ersten Runden nicht wirklich viel geschah, konnte ich es nicht lassen, in die Offensive zu gehen. Nach einer sehr schnellen Rennphase wollte dann jedoch niemand mit mir zusammen insistieren und es bildete sich eine "tote" Rennsituation, welche die beiden Youngster Stefan Bissegger und Reto Müller bilderbuchmässig ausnutzten und sich mit einer Attacke zusammen vom Feld absetzten. Hinten herrschte dann eine allgemeine Uneinigkeit, welche den beiden Ausreissern natürlich sehr in die Karten spielte. Diese beiden konnten dann vorne den Sieg auch untereinander ausfahren, währenddessen es hinten noch um die weiteren Ränge ging. Schlussendlich schaute für mich nach einem langen Sprint Schlussrang vier heraus. Fotos: bikefreaks.ch / Mäke Meier Das Highlight des Abends folgte dann ganz zum Schluss. Das erste Steherrennen der diesjährigen Saison stand an. Während die grossen, knatternden Motoren langsam ihr Tempo aufnahmen, durfte ich in der Startaufstellung als amtierender Schweizermeister mit Stolz mein schönes Trikot mit dem Schweizerkreuz präsentieren. Natürlich wollte ich dem schönen Trikot auch die ihm zustehende Ehre erteilen. Somit knallte ich zusammen mit meinem Schrittmacher Robert Buchmann nach einem guten und schnellen Start auch gleich einen sehr hohen Rhythmus auf die Bahn. Dem angeschlagenen Rhythmus konnte dann auch kein anderes Gespann mehr folgen und wir konnten somit mit einem enormen Stundenmittel von 75km/h unser erster Saisonsieg feiern. Danke Röbi für die erfolgreiche Ermöglichung einer ersten Standortbestimmung, nachdem ich über ein halbes Jahr nicht mehr hinter den grossen Motoren gefahren bin. Nach einer wohlverdienten Pause nach den doch sehr kräfteraubenden Bahn-Weltmeisterschaften, bin ich am vergangenen Wochenende wieder ins Renngeschehen eingestiegen. Am Samstag bestritt ich zusammen mit dem Micarna Team die traditionelle Hulftegg-Stafette, wo ich auf einem nicht gerade meiner Paradedisziplin entsprechenden Teilstück - einem Bergzeitfahren auf die Hulftegg - zum Einsatz kam. Angespornt durch meine eifrigen Teamkollegen ging ich dann topmotiviert in mein Rennen, stellte mir vor, dass es wie auf der Bahn flach zur Sache geht und nicht wie in Tatsache steil bergauf, und erzielte somit eine ansprechende Leistung. Am Tag darauf bestritt ich mein erstes Strassenrennen seit geraumer Zeit. Bei widrigen Bedingungen mussten beim GP Oberwangen knapp über 130km absolviert werden. Ganz nach dem Motto "ich will in die Spitzengruppe um nicht zu frieren" startete ich ins Rennen. Nach einigen Anläufen konnte ich mich dann auch mit vier Mitstreitern vom Feld absetzen. Leider war die Fluchtgruppe nicht ganz so harmonisch, wie ich mir das gewünscht hätte und wir verloren Mann um Mann, bis wir etwa 25km vor dem Ziel vom heranrasenden Feld wieder geschluckt wurden. Ich wäre nicht ich, wenn ich es nicht gleich nochmals versucht hätte, denn zu verlieren hatte ich nichts mehr. Mit aller Kraft konnte ich mich dann auch in der letzten Runde nochmals solo absetzen, wurde jedoch 3km vor Schluss wieder gestellt. Das Fazit dieses Rennens war für mich trotz dem verpassten Spitzenplatz sehr positiv, denn ich konnte nach meiner Pause eine sehr gute Leistung abliefern und blicke zuversichtlich in den weiteren Saisonverlauf. Bei Temperaturen, wie sie normalerweise in einem Kühllager herrschen, wurde am vergangenen Dienstagabend auch die Saison der Abendrennen auf der Offenen Rennbahn in Zürich-Oerlikon eingeläutet. Mit einem Sieg und weiteren Spitzenrangierungen konnte ich auch auf meinem geliebten Betonoval einen guten Start verbuchen. Ich hoffe jedoch sehr, dass es am kommenden Dienstag etwas milder sein wird, denn es wartet ein hochkarätiges Meeting mit Derny- und Steherrennen auf uns. Dieses Wochenende verzichte ich bewusst auf einen Einsatz bei Strassenrennen, um nochmals einen guten Trainingsblock einzubauen, um mir den nötigen "Boden" für eine intensive Rennphase, welche in den nächsten Wochen auf mich wartet, zu erarbeiten.
Vielen Dank für die Fotos an: Mäke Meier, Peter Mettler, Willy Knobel, Urs Huwyler |
Archives
Oktober 2018
|